Starke Frauen in indischen Dörfern
Kleinbäuerinnen in Indien haben ein hartes Leben. Sie arbeiten schwer für das Auskommen ihrer Familien. Zugleich werden sie in vielerlei Hinsicht benachteiligt. Mikrokredite von Spandana Sphoorty, einer Partnerorganisation von Oikocredit, verbessern die wirtschaftliche Situation der Frauen und stärken sie in ihrer Rolle. Einen Blick in die Lebenssituation zweier Kreditnehmerinnen wirft dieser Artikel.
Handlungsmöglichkeiten erweitern – Selbstbewusstsein stärken
Ramulama ist Bäuerin im Dorf Kistagiri, das etwa drei Autostunden von der Metropole Hyderabad entfernt liegt. Sie bewirtschaftet einen kleinen Hof. Ihr Mann, der Traktorfahrer ist, unterstützt sie bei einigen Arbeiten. Bisher hat sie Reis und Linsen angebaut, durch die zunehmende Trockenheit infolge des Klimawandels will sie zum Teil auf dürreresistentere Erdnüsse umstellen. Ramulama ist eine starke Frau. Sie ist 30 Jahre alt und hat drei Kinder. Seit ihrer Heirat vor 15 Jahren lebt sie in Kistagiri. Sie arbeitet hart - jeden Tag, auf den Feldern, im Haus und gelegentlich als Arbeiterin auf anderen Bauernhöfen. Seit einiger Zeit hat Ramulama einen Mikrokredit bei Spandana Sphoorty, einer Partnerorganisation von Oikocredit, aufgenommen, um Saatgut zu kaufen und Investitionen in den Hof tätigen zu können. Außerdem kann sie so Schulgeld für zwei ihrer Kinder bezahlen. „Wir leben nicht mehr nur von der Hand in den Mund“, sagt sie.
Als Kreditnehmerin bei Spandana ist sie Mitglied einer „Joint Liability Group“. Die fünf Mitglieder der Gruppe - alle sind Bäuerinnen in Kistagiri - kommen regelmäßig zusammen, tauschen sich untereinander und mit dem Kreditberater aus, und sie bürgen füreinander. Zusammen mit dem Kredit erhalten sie Beratung in finanziellen Fragen und eine Lebensversicherung. Frauen werden in Indien in vielen Bereichen stark benachteiligt , zum Beispiel im Zugang zu Bildung und zu Finanzen. Durch die Mikrokredite in der Gruppe, durch die dazu gehörende Beratung und den Austausch untereinander erweitern sie ihr Wissen und ihre Handlungsmöglichkeiten. Ihr Selbstbewusstsein und ihre soziale Rolle werden gestärkt.
Mit Hilfe von Mikrokrediten schwierige Lebensbedingungen meistern
Mammatha ist ebenfalls Bäuerin in Kistagiri. Zusammen mit ihrem Mann besitzt sie zwei Hektar Land, das sie von seinen verstorbenen Eltern geerbt haben, sie bauen Reis an. Ihre Heirat war arrangiert und sie haben zwei Kinder. Auch Mammatha hat einen Mikrokredit von Spandana Sphoorty, den sie überwiegend zum Kauf von Saatgut nutzt. Sie gehört zu einer anderen „Joint Liability Group“, die aus fünf Frauen besteht. Sie und zwei andere der Frauen können lesen und schreiben, die beiden anderen nicht. Auch Mammatha arbeitet hart. Während der Saison ist sie jeden Tag auf den Feldern, in den anderen Zeiten macht sie Näharbeiten. Dazu kommt die Arbeit im Haus und in der Familie. Das Einkommen der Familie reicht gerade aus, um die Grundbedürfnisse zu erfüllen. Dazu gehört für Mammatha, dass ihre Kinder auf eine gute Schule gehen können. Sie sollen ein besseres Leben haben. Auch Mammatha ist eine starke Frau. Ihr Mann ist sehr krank, er hatte einen Hirninfarkt. In ihren Sorgen um die Zukunft ist die Gruppe der Frauen eine wichtige Stütze für sie. „Wenn eine von uns Probleme hat, helfen wir uns gegenseitig.“ Durch den Kredit können Mammatha und ihr Mann ihre wirtschaftliche Situation stabilisieren und Schulgeld für die Tochter und den Sohn zahlen.
