Was sind Förderkreise?

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Warum gibt es Förderkreise (FK)?

Die sieben deutschen Förderkreise setzen sich für weltweite Solidarität und soziale Gerechtigkeit ein. Sie leisten entwicklungspolitische Bildungsarbeit und bieten die Möglichkeit, sich ehrenamtlich zu engagieren.

Kenia: Resilienz in Zeiten der Krise

Kenia: Resilienz in Zeiten der Krise

29. März 2023 - von Lisa Nixdorf

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Kenia ist ein Land der Gegensätze. Nirgendwo im Land treffen diese so nah aufeinander wie in der Hauptstadt Nairobi. Hochhäuser und Villen, Schnellstraßen und Luxusautos stehen hier neben Wellblechhütten, unbefestigten Straßen und Handkarren, Mkokotenigenannt. Lisa Nixdorf berichtet über aktuelle Entwicklungen in dem ostafrikanischen Land.

Oxfam berechnete, dass trotz des enormen Wirtschaftswachstums seit 2005 die 8.300 reichsten Kenianer*innen (0,1% der Bevölkerung) 2015 mehr Reichtum als über 44 Millionen Kenianer*innen (99,9% der Bevölkerung) besaßen. Diese Gegensätze haben mit der Präsidentschaftswahl im August 2022 nun auch Einzug in die Politik gehalten. 2022 wurde das Thema „soziale Klasse“ eine treibende Kraft hinter politischen Kampagnen. In seiner Antrittsrede am 13. September 2022 bezeichnete sich der neu vereidigte Präsident William Ruto als „Dorfjungen, der Präsident wurde“. Seinen Aufstieg beschreibt er als Revolution des einfachen Mannes gegen politisches Establishment und Elite.  

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Vier Monate später  

Die Lebenshaltungskosten sind nach Ernennung der neuen Regierung im letzten Jahr explodiert, besonderes in der Hauptstadt Nairobi. Ende 2022 lag die Inflation bei über neun Prozent. Im Januar kündigte die Regierung an, Subventionen auf Nahrungsmittel, Öl und Strom auslaufen zu lassen, was das Preisniveau noch weiter anheben wird. Unter den Teuerungen leiden vor allem die Ärmsten – so stieg der Preis für Kenias Hauptnahrungsmittel Ugali (Maisbrei) im letzten Jahr um 67 Prozent an. Kenias Bevölkerung sieht sich diesen Entwicklungen hilflos ausgeliefert. Amina Musa, eine Bewohnerin des Slums Mukuru im Osten Nairobis erzählt: „Im letzten Jahr konnten wir uns noch leisten, einmal in der Woche Fleisch zu essen. Inzwischen ist alles so teuer geworden, meist reicht es nur für Ugali und Sukuma Wiki.“ Der Kiswahili-Name für Blattkohl bedeutet übersetzt „die Woche ausdehnen“, in Anspielung auf dessen günstigen Preis und sättigende Qualität. 

Die Inflation ist ein direktes Resultat des Krieges in der Ukraine, der die Preise für Nahrungsmittel und Treibstoffe in die Höhe getrieben hat. Vor dem Krieg importierte Kenia Weizen, Gerste und Sonnenblumenöl aus der Ukraine, alles Hauptnahrungsmittel im Land. Aus Russland wurden Düngemittel und Öl importiert, die wichtige Produktionsfaktoren für Landwirtschaft und verarbeitende Industrie sind. Nach Schätzungen des Welternährungsprogramms der Vereinten Nationen führte der 70-prozentige Anstieg der kenianischen Düngemittelpreise 2022 zu einem Rückgang der nationalen Maiserträge um 12 Prozent. Dies hat verheerende Auswirkungen auf die Ernährungssituation. Dazu kommt, dass im Norden des Landes die schlimmste Dürre seit 40 Jahren wütet. Neben den gestiegenen Preisen und einer sinkenden Produktivität ist die Dürre ein direkter Effekt des Klimawandels, der in Kenia zum Ausbleiben von Regen in fünf aufeinanderfolgenden Anbauperioden geführt hat. Es wird geschätzt, dass mehr als 18 Millionen Kenianer zwischen Februar und Mai dieses Jahres von verschiedenen Stadien der Nahrungsmittelunsicherheit betroffen sein werden. 

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Neues Bewusstsein für Ernährung und Klimawandel  

Bereits kurz nach seinem Amtsantritt verkündete Ruto: "Wir müssen sehr mutige Schritte unternehmen, um den ewigen Kreislauf des Hungers und der Abhängigkeit von der Regenfeldwirtschaft zu beenden." Die Regierung hat einen Fünf-Punkte-Plan aufgestellt, der sich auf die Förderung der Landwirtschaft fokussiert. Neben kurzfristigen Maßnahmen wie Subventionen für Düngemittel und Zugang zu Saatgut und Pestiziden soll die Landwirtschaft langfristig als rentable Beschäftigungs- und Einkommensquelle gefördert sowie Anbauflächen vergrößert werden. Der Präsident erhofft sich darüber hinaus eine Produktivitätssteigerung durch Genetisch-Veränderte-Organismen-Technologie (GVO). Im Oktober hob die Regierung das zehnjährige Verbot der Einfuhr und Verwendung von GVO auf. Vom Großteil der Bevölkerung wird dies sehr kritisch gesehen. Auch Agrarökolog*innen warnen vor den negativen Auswirkungen und raten zu einer Rückbesinnung auf indigene Sorten, beispielsweise traditionelle Blattgemüse wie Amaranth (Terere) und Nachtschatten (Managu) oder die Taro-Wurzel. Denn die Auswirkungen von den für GVO notwendigen Pestiziden auf das kenianische Ökosystem und seine Biodiversität sind nicht klar, und langfristig könnte die Nahrungsmittelsicherheit sogar gefährdet werden. Während die Politik sich auf absolute Produktivitätssteigerung fokussiert, werden in Kenia nicht nur indigene Gemüsesorten, sondern auch Technologien zur nachhaltigen Produktivitätssteigerung immer beliebter, zum Beispiel Urban Farming oder Turmgewächshäuser. Auch der Kampf gegen den Klimawandel scheint für Präsident Ruto eine Priorität zu sein. So hat er eine Abteilung für Umwelt und Klimawandel im Umweltministerium geschaffen und will bis zum Jahr 2032 den Anteil der Wald- und Baumflächen in Kenia auf über 30 Prozent erhöhen. Auch dies wird von Expert*innen kritisch beäugt, da das reine Pflanzen von Bäumen ihr Wachsen nicht sicherstellt. 

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Das Silicon Savannah von Afrika 

Im urbanen Kenia wird heutzutage fast alles über Apps und Online-Services abgewickelt, beispielsweise Bestellungen über eine der unzähligen Einkaufs- und Liefer-Apps, das Abrufen von Nebenkosten-Rechnungen, das Bezahlen von Steuern, das Beziehen von Regierungsdienstleistungen. Das ostafrikanische Land ist Vorreiter in Sachen Apps, Online-Services und Finanztechnologien (FinTech) nicht umsonst wird es auch als Silicon Savannah bezeichnet. Innovation ist in Kenia Programm: Über 400 FinTech Start-ups decken nahezu alle Bereiche des Finanzsektors ab, von Mikroversicherungen über Multi-Channel-Zahlungen (mehrere Zahlungswege) und Kryptowährung bis hin zu Kapitalmarkt-Investitionsplattformen. All dies wird getragen von M-Pesa, einer innovativen Plattform für mobiles Geld, die in Kenia ihren Ursprung hat. Der Geldbetrag, der über Mobiltelefone abgewickelt wird, entsprach Ende 2021 mehr als der Hälfte aller in der Wirtschaft produzierten Waren und Dienstleistungen. Dieses Potential hat auch der Staat erkannt, der ankündigte, Bank-zu-Mobiltelefon-Transaktionen besteuern und sie zur Bekämpfung von Steuerhinterziehung überwachen zu wollen.  

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Im FinTech-Bereich ist der Zahlungsverkehr nach wie vor der führende Sektor, profitierend von den Ineffizienzen der herkömmlichen Banken im Land, die ihre Systeme nur langsam für Innovationen öffnen. FinTech wird hier hauptsächlich als Erweiterung von Filialbanking genutzt. Beim so genannten Agency-Banking agieren kleine Unternehmen als Agenten einer lizenzierten Bank, um Einzahlungen und Abhebungen zu erleichtern. So können Banken die Bevölkerung in ländlichen Gegenden und informellen Siedlungen erreichen. Kleine Unternehmen profitieren besonders von PesaPal, einer Technologie durch die sie Kartenzahlungen von Kunden annehmen, aber auch Zahlungsvorgänge planen können. Speziell für Kleinstunternehmen hat der Präsident eine eigene FinTech-Applikation, den "Hustlers Fund", eingeführt. Der staatliche Fonds ermöglicht es Bürger*innen über ihr Mobiltelefon Geld zu leihen. Was jedoch als Instrument zur Kapitalbereitstellung für kleine Unternehmen versprochen wurde, ist weitgehend als Konsumentenkredit strukturiert und wird eher von Haushalten genutzt. Das Instrument wird kritisiert, Haushaltsverschuldung zu begünstigen. 

Die neue Regierung fokussiert sich auf die Unterstützung von informellen Händlern und Kleinstunternehmen. So wurde ein neues Ministerium für Genossenschaften, kleine und mittlere Unternehmen eingerichtet, welches sichere Eigentumsrechte, Zugang zu Finanzmitteln und einen unterstützenden Rechtsrahmen für kleine Unternehmen sicherstellen soll. Das Ministerium hat beispielsweise damit begonnen, auf lokalen Märkten kostenloses W-LAN einzurichten, um Kommunikation und Zahlungen zu erleichtern.  

Was den fairen Zugang zu Chancen angeht, so sind die Versprechen der neuen Regierung zwar gut, stecken aber bisher noch in den Kinderschuhen.Letztendlich muss die derzeitige Regierung das Erbe der vergangenen Regierungen antreten, welches von Korruption und Misswirtschaft gekennzeichnet war. Ob die Regierung unter William Ruto ihr Versprechen einhält und Kenias breiter Bevölkerung und Kleinstunternehmen zu mehr Wohlstand verhilft, wird erst die Zeit zeigen können.

Fotos: Opmeer Reports.