Ethibel-Interview: Der Trend zu nachhaltigen Geldanlagen hält an
Als sozialer Investor legt Oikocredit auch ihre Rücklagen sozial verantwortlich an und lässt sich diese von verschiedenen Organisationen zertifizieren. Eine davon ist Forum Ethibel, eine belgische Nichtregierungsorganisation, die ein Siegel für sozial verantwortliche Investments vergibt. Herwig Peeters, Direktor von Forum Ethibel, sprach mit Oikocredit über seine Arbeit.
Oikocredit arbeitet seit langem mit Forum Ethibel, um ihre Rücklagen nachhaltig zu verwalten. Wie funktioniert das?
Ein Großteil der Rücklagen von Oikocredit ist in einen Anleihen-Fonds, den 4F-Fonds*, investiert. In diesem Fonds befinden sich Anleihen aus Entwicklungsländern, von Entwicklungsbanken und Unternehmen. Es ist ein einzigartiges und nachhaltiges Anleihen-Portfolio, das immer gut abgeschnitten hat.
Forum Ethibel überprüft die Länder, Organisationen und Unternehmen sorgfältig und erstellt eine Liste von Anleihen, in die der 4F-Fonds investieren darf. Forum Ethibel schaut auch genau darauf, ob der Fonds seinen sozialen Auftrag beibehält. So garantieren wir, dass die Rücklagen von Oikocredit sehr nachhaltig angelegt sind.
Welche Rolle spielen Ihrer Meinung nach soziale Investoren wie Oikocredit?
Investoren wie Oikocredit spielen eine sehr wichtige Rolle, weil sie ihre Investitionen dazu nutzen, die Entwicklung zu fördern und die Lebensbedingungen von Menschen weltweit zu verbessern. Ich habe gehört und auch schon in Studien gelesen, dass aus 1000 Euro, die in Entwicklungsländern investiert werden, mithilfe von Garantien und Hebeleffekten mehrere Tausend Euro werden können.
Im Grunde zirkuliert das Geld. Dieser Kreislauf ist für mich das Schlüsselwort. Das Geld sitzt nicht einfach irgendwo und generiert Zinsen, sondern es leistet einen Beitrag zum Leben von Menschen und zu deren Zukunft.
Sie arbeiten schon seit mehreren Jahren mit Oikocredit. Was halten Sie von der Arbeit von Oikocredit?
Ich finde es beeindruckend, dass ein Entwicklungsfinanzierer, der in Mikrofinanzinstitutionen und andere soziale Unternehmen investiert, es schafft, kontinuierlich zu wachsen und stabil zu bleiben. Mithilfe der richtigen Produkte und einer guten Herangehensweise kann Oikocredit einen „weichen aber soliden“ Gewinn bieten. Oikocredit zeigt, dass diese Kombination funktioniert.
Sind Sie deswegen selbst Anleger geworden?
Ja, ich habe einen Teil meiner persönlichen Rücklagen bei Oikocredit Belgien angelegt. Dort ist es meiner Meinung nach effektiver angelegt als bei einer Bank, denn es leistet einen Beitrag im Leben von Menschen in Entwicklungsländern.
Können Sie erklären, warum soziale Investoren es geschafft haben, während der Wirtschaftskrise stark zu wachsen?
Ich denke, es gab bereits ein wachsendes Interesse am ethischen Umgang mit dem Geld. Das wurde in den letzten Jahren verstärkt durch zunehmende Abneigung und steigendes Misstrauen gegenüber großen Finanzinstitutionen und deren Geschäftsgebaren. Deshalb steigen mehr Leute und Organisationen jetzt auf nachhaltige Investments und Finanzprodukte um. Finanzielle Anreize seitens der Regierungen und ein niedriges Zinsniveau spielen vermutlich auch eine Rolle.
*Der 4F-Fonds wurde von Oikocredit aufgelegt, um ihre Rücklagen nach ethischen Kriterien in Anleihen investieren zu können. Im Januar 2011 wurde der Fonds an Institutional Management Services (IMS) übertragen, damit sich Oikocredit stärker auf ihr Kerngeschäft, die Entwicklungsfinanzierung, konzentrieren konnte. Oikocredit investiert weiterhin ihre Rücklagen in den 4F-Fonds, der von IMS nach ethischen und entwicklungsrelevanten Kriterien weitergeführt wird. Forum Ethibel bewertet die einzelnen Anleihen und gibt vor, in welche Anleihen der Fonds investieren darf.
Archiv > 2013 > November
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