Q3 2023 Quartalsbericht: Weitere Fortschritte in herausforderndem Marktumfeld
Viermal pro Jahr veröffentlicht Oikocredit Fakten und Zahlen zum vorangegangenen Quartal. In diesem Bericht möchten wir unseren Anleger*innen und Interessierten wichtige Hintergrunddaten zu Entwicklungen im dritten Quartal 2023 zur Verfügung stellen.
Umsetzung unserer Strategie für 2022-2026
Die Umsetzung des gemeinschaftsorientierten Ansatzes, der im Mittelpunkt der Strategie von Oikocredit für 2022-2026 steht, schreitet voran. Gegen Ende des dritten Quartals ist unser gemeinschaftsorientiertes Portfolio auf 43,0 Millionen Euro angewachsen. Um die Widerstandsfähigkeit von Gemeinschaften zu stärken, setzen wir auf Partnerschaften in den Bereichen Klimaschutz- und CO₂-Reduktionsfinanzierung, beispielsweise bei der Umwandlung landwirtschaftlicher Abfälle zu produktiven Zwecken.
Unsere Beratungs- und Schulungsprojekte konzentrierten sich zunehmend auf die Anpassung an den Klimawandel und Entwicklungsbedarf im ländlichen Raum, unter anderem durch unsere Unterstützung junger Führungskräfte in kleinbäuerlichen Gemeinschaften. Außerdem bieten wir immer mehr kleinere, maßgeschneiderte Beratungs- und Schulungsangebote für bestehende und zukünftige Partnerorganisationen an, um ihre Organisationsstrukturen zu stärken oder wirtschaftlich benachteiligte Bevölkerungsgruppen bei der Verbesserung ihrer Existenzgrundlagen zu unterstützen.
Wir haben unseren Weg hin zu einer einflussreichen globalen Bewegung für soziale Wirkung fortgesetzt und die Zahl unserer Partnerorganisationen gesteigert. Es ist uns gelungen, den erwarteten Rückgang des Mitglieder- und Anlegerkapitals sowie den Abgang mancher Anleger*innen, die auf den Wechsel zum neuen Anlagemodell zurückzuführen sind, zu konsolidieren. Im Verlauf des Quartals haben wir uns mit den Oikocredit Förderkreisen und dem Mitgliederrat getroffen, um über die zukünftige Kapitalbeschaffung und unsere Arbeit im Bereich Globales Lernen für Transformation und Interessenvertretung zu sprechen. Unser Ziel ist es, bei bestehenden und zukünftigen Anleger*innen und weiteren Beteiligten ein Bewusstsein zu schaffen für Aspekte der nachhaltigen Entwicklung, für Herausforderungen, vor denen wirtschaftlich benachteiligte Gemeinschaften stehen, und für Maßnahmen zur Bekämpfung globaler Ungleichheit.
Unsere Aktivitäten im dritten Quartal im Zusammenhang mit dem dritten Pfeiler unserer Strategie – die Förderung direkterer Verbindungen zwischen unseren wichtigsten Stakeholdern – umfassten einen Besuch vom Vorstandsvorsitzenden und CEO von Maanaveeya, der indischen Tochtergesellschaft von Oikocredit, in Österreich, Deutschland und den Niederlanden. Wir haben für unsere Kolleg*innen von Maanaveeya Treffen mit Mitgliedern, Anleger*innen, Förderkreisen, Vorstandsmitgliedern, Mitarbeiter*innen und Ehrenamtlichen zu Themen im Zusammenhang mit unserer Arbeit in Indien veranstaltet.
Im September haben wir unseren Wirkungsbericht 2023 (für 2022) veröffentlicht. Dieser Bericht zeigt, dass wir mit jedem investierten Euro unsere zahlenmäßige Wirkung bei Kundenhaushalten und Kleinbauernfamilien, die wir erreichen, sowie bei Haushalten, die Zugang zu erneuerbaren Energien erhalten, verbessern. Der Bericht enthält einen Abschnitt zu unserem Schwerpunkt „Women Empowerment“: Ganze 87 Prozent der erreichten Kund*innen im inklusiven Finanzwesen sind Frauen.
Die Nationale Kontaktstelle für die OECD-Leitsätze für multinationale Konzerne in den Niederlanden (NKS) veröffentlichte ihre Entscheidung, einen Antrag von zwei Menschenrechtsorganisationen aus Kambodscha, LICADHO und Equitable Cambodia, sowie FIAN Deutschland zu prüfen. In dem Antrag geht es um die mögliche Nichteinhaltung von OECD-Richtlinien im bei der Finanzierung von Mikrofinanzinstitutionen in Kambodscha.
Portfolioentwicklung und finanzielle Performance
Im dritten Quartal konnte die Genossenschaft ein positives Gesamtergebnis (Nettoeinkommen) in Höhe von 4,6 Millionen Euro verzeichnen und sich gegenüber dem Ergebnis von 3,8 Millionen Euro aus dem zweiten Quartal verbessern. Das Entwicklungsfinanzierungsportfolio stieg um 56,1 Millionen Euro von 981,1 auf 1.037,2 Millionen Euro, während die Zahl der Partnerorganisationen von 510 auf 526 Unternehmen stieg.
Internationale Spannungen, gesellschaftliche und politische Unruhen sowie Naturkatastrophen wie Erdbeben sorgen auch weiterhin dafür, dass sich der wirtschaftliche Kontext schwierig gestaltet. In den Schwerpunktregionen von Oikocredit in Afrika, Asien, Lateinamerika und der Karibik gab es lediglich ein moderates Wirtschaftswachstum. Sorgen angesichts von Schuldenlast und Devisenkosten haben das Vertrauen in die Wirtschaft in Entwicklungsländern beeinträchtigt. Diese globalen Entwicklungen haben Kredite verteuert, die Nachfrage nach Darlehen auf unseren Märkten reduziert und es unseren Partnerorganisationen erschwert, Darlehen fristgerecht zurückzuzahlen.
In der Landwirtschaft beeinflusst der Klimawandel die Prognosen (für Wachstums- und Erntezeit, Ertrag, Qualität), wobei stärkere Preisschwankungen zu mehr Unsicherheit und Risiken für unsere Endkund*innen, Partnerorganisationen und uns führen. Größtenteils aufgrund dieser Herausforderungen stieg der PAR 90 (der prozentuale Anteil der Oikocredit-Darlehen mit Rückzahlungen, die mindestens 90 Tage überfällig sind) von 5,6 Prozent auf 6,8 Prozent, was über unserem Ziel von 6 Prozent liegt. Die sich daraus ergebenden zusätzlichen Kreditausfallrückstellungen von 7,4 Millionen Euro und ein Anstieg der Wertminderungen um 1,7 Millionen Euro, die beide hauptsächlich in Afrika und Lateinamerika zu verzeichnen waren, beeinflussten das Ergebnis im dritten Quartal.
Unser Betriebsergebnis stieg von 31,8 Millionen Euro im zweiten Quartal auf 52,4 Millionen Euro im dritten Quartal. Hauptgrund dafür waren höhere Zinseinnahmen bei unseren Entwicklungsfinanzierungsdarlehen und unseren Geldeinlagen bei Banken sowie Dividenden aus unseren Kapitalbeteiligungen.
Das Mitglieder- und Anlegerkapital sank im Verlauf des Quartals leicht aufgrund erwarteter Rückkäufe von 1.022,0 Millionen Euro auf 1.012,0 Millionen Euro. Währenddessen stabilisiert sich der Kapitalabfluss, wobei 83 Prozent unseres Kapitals nun gemäß des neuen Modells der Direktinvestition in Oikocredit in Form von Beteiligungen gehalten wird. Nur in Belgien und den Niederlanden investieren die Anleger*innen noch nach dem alten Modell. Der Nettoinventarwert (NAV) pro Beteiligung sank aufgrund der negativen Währungseffekte auf unser Mitglieder- und Anlegerkapital und des Rückgangs der beschränkten Rücklage für Wechselkursschwankungen von 211,98 Euro auf 211,87 Euro, was teilweise durch einen leichten Anstieg des Nettoeinkommens ausgeglichen werden konnte.
Die Betriebskosten blieben stabil bei 3,5 Prozent des Gesamtvermögens und waren damit etwas besser als erwartet. Die Liquidität sank von 19,9 Prozent auf 16,5 Prozent, was für Portfoliowachstum und Rückkäufe ausreichte.
Positiv war auch die Verbesserung der Leistungswerte in den Bereichen Umwelt, Soziales und Governance (ESG) der aktuellen und neuen Partnerorganisationen, sodass die durchschnittliche Portfoliobewertung bei 70 Prozent und damit über unserem Ziel von 65 Prozent lag. Im dritten Quartal haben wir 70 Finanzierungsprojekte genehmigt, von denen über 60 Prozent eine gute Bewertung und etwa 10 Prozent eine ausgezeichnete Bewertung erhielten.
Oikocredit weitet die Überwachung der Unternehmensprozesse und die Besuche bei den Partnerorganisationen aus und führt zusätzliche Überprüfungen von Partnerorganisationen durch, die gefährdet sind; außerdem findet eine Umstrukturierung diverser Darlehen von Partnerorganisationen mit Zahlungsschwierigkeiten statt. Wir beobachten Verzögerungen bei Auszahlungsanträgen, wenn Partnerorganisationen die genehmigten Kredite nicht sofort benötigen.
Ausblick auf die Zukunft
Oikocredit bleibt wachsam und behält Widrigkeiten und Risiken im Auge, die unser Impact Investing und unsere Entwicklungsfinanzierung beeinflussen. Dabei achten wir darauf, unsere Verantwortung gegenüber unseren Mitgliedern, Anleger*innen, Partnerorganisationen und anderen Stakeholdern zu wahren. Die Agilität unserer Organisation wird angesichts der weitreichenden globalen Unsicherheit auch weiterhin ein wichtiger Faktor sein.
In Kooperation mit unseren Niederlassungen vor Ort entwickelt die Genossenschaft neue Kampagnen oder präsentiert sie in Österreich, Frankreich, Deutschland, Spanien und der Schweiz, um mit dem neuen Modell neue Mitglieder und Anleger*innen zu gewinnen. Im vierten Quartal werden wir uns gemeinsam mit den Förderkreisen zunehmend darauf konzentrieren, die Arbeit der Genossenschaft auch darauf auszurichten, mehr Bewusstsein für globale Gerechtigkeit und Nachhaltigkeitsthemen zu schaffen.
Im Rahmen der Europäischen Mikrofinanzierungswoche nahmen wir an zahlreichen Diskussionsforen teil und hielten eine Präsentation zu unserer Endkundenbefragung. Bei den European Microfinance Awards wurden in dem Rahmen zwei Oikocredit Partner nominiert und gewannen den zweiten und dritten Platz.
Wir bereiten uns auf die anstehende EU-Verordnung über entwaldungsfreie Lieferketten vor, um unsere Partnerorganisationen bei deren Einhaltung zu unterstützen. Darüber hinaus laufen weiterhin die Vorbereitungen für die Berichterstattung gemäß der EU-Richtlinie zur unternehmerischen Nachhaltigkeitsberichterstattung ab 2026.
Obwohl wir davon ausgehen, dass die schwierigen wirtschaftlichen Bedingungen bis zum Jahresende anhalten werden und dass der PAR 90 hoch bleiben wird, erwarten wir, 2023 mit einem positiven Ergebnis abschließen zu können.
Archiv > 2023 > November
- 28. 11. 2023 28.11.23, 16:43 - Q3 2023 Quartalsbericht: Weitere Fortschritte in herausforderndem Marktumfeld
- 20. 11. 2023 20.11.23, 09:32 - European Microfinance Award — Platz zwei und drei für Partnerorganisationen von Oikocredit
- 15. 11. 2023 15.11.23, 13:00 - Oikocredit Stiftung Deutschland: Mehr als eine Million Euro Fördergelder für soziale Wirkung
- 10. 11. 2023 10.11.23, 17:06 - Oikocredit und Solidaridad unterzeichnen neue Partnerschaft zur Stärkung der kommunalen Entwicklung
- 02. 11. 2023 02.11.23, 16:57 - Die Genossenschaft Cresol unterstützt Kleinbäuer*innen in Brasilien bei der Neuanpflanzung von Kaffeebäumen