Was sind Förderkreise?

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Warum gibt es Förderkreise (FK)?

Die sieben deutschen Förderkreise setzen sich für weltweite Solidarität und soziale Gerechtigkeit ein. Sie leisten entwicklungspolitische Bildungsarbeit und bieten die Möglichkeit, sich ehrenamtlich zu engagieren.

„Ich suche das relativ Gerechtere in dieser Welt.“

„Ich suche das relativ Gerechtere in dieser Welt.“

OIKO_Foerderkreis_9166_ICv2.jpg02. November 2019

Jörg Baumgarten hat 1979 den Westdeutschen Förderkreis mitgegründet und war die ersten sechs Jahre sein Vorsitzender. Wirtschaft und Ethik. Kirche und Geld. Ökonomische Gerechtigkeit. Handeln. Das sind seine Themen. „Ich komme aus einem mittelständischen Unternehmen“, sagt der Theologe. „Mein Vater hat sich 1949 im Werkzeughandel selbständig gemacht. Ich wusste früh, dass man mit konsequenter Arbeit und wirtschaftlichem Handeln auf die Beine kommen kann.“ Baumgarten initiierte den ersten Weltladen in Köln und gründete das Institut für Ökonomie und Ökumene „Südwind“ mit. Er lebt in der in der Nähe von Bonn.

GERECHTIGKEIT

Jörg Baumgarten: Die Genossenschaft ist und bleibt ein wich­tiges Lernmodell; ein grandioses Beispiel dafür, dass vernünftig angelegtes Kapital mit relativ gerechten Bedingungen eine Chance hat, positive Veränderungen anzustoßen. Ich bin nicht radikal, ich suche nach dem relativ Besseren in dieser Welt. Meine Leitfrage ist: Was fördert Gerechtigkeit? Wir organisieren nicht das Paradies auf Erden, aber wir haben Spielraum, die wirtschaftlichen Beziehungen gerechter zu machen. Gerechtigkeit ist für mich ein Relationsbegriff, eine Frage von Beziehungen, und gerecht ist es dann, wenn die Beziehungen von allen Akteu­ren als gerecht empfunden werden.

ARMUT

Jörg Baumgarten: 1975 habe ich zum ersten Mal einen Slum ge­sehen, Mathare Valley in Nairobi. Es war ein Schock. Eine halbe Million Menschen lebten dort unter Bedingungen, die für mich un­fassbar waren. Danach habe ich einmal mehr gewusst, dass Armut nicht mit ein paar Spenden aus der Welt zu schaffen ist. Das Slum­gebiet war riesig und nur eins von vielen. Später sah ich bei einer Reise in die Philippinen Smoky Mountains, ein Slumgebiet, in dem damals zwei Millionen Arme lebten. Als „Brot für die Welt“ und „Misereor“ Ende der 1950er Jahre gegründet wurden, hat man ja noch gedacht, das Problem Armut wäre in ein paar Jahren erledigt.

Als Mitbegründer des Westdeutschen Förderkreises hat Jörg Baumgarten die Entwicklung des Vereins von seinem heimischen Arbeitszimmer bis zur Geschäftstelle mit festangestellten Mitarbeiter*innen hautnah miterlebt.

VERTRAUEN

Jörg Baumgarten: Das Thema Geld löst etwas aus. In kirchlichen Kreisen hatte ich in den Anfängen von Oikocredit den Eindruck, es gab da auch ein schlechtes Gewissen. Die Abhängigkeit von der Kirchensteuer. Rücklagen in der Rüstungsindustrie. Man hat sich ethische Fragen ja gerne vom Hals gehalten. Man kann sich nicht mehr vorstellen, wie schwierig es seinerzeit war, das Thema Geld anzusprechen. Auch darum haben wir bei der Gründung des ersten deutschen Förderkreises 1978 sofort beschlossen, dass weitere Förderkreise gegründet werden sollen. Uns war klar, wir müssen dichter bei den Menschen sein. Vertrau­en wächst nur Face to Face.

ENTWICKLUNG

Jörg Baumgarten: Wichtige Etappen der Entwicklung des West­deutschen Förderkreises waren für mich der Umzug aus dem Privatbereich (von Küche und Arbeitszimmer zuhause) ins halbdienstliche mit eigenem Büro in einem Gemeindehaus in Gummersbach; dann die eigene Geschäftsführerin, anfangs nebenberuflich, dann als erste hauptberufliche: Ulrike Chini; schließlich die Geschäftsstelle in Bonn mit wachsendem Mitarbei­ter*innenteam. Das ist eine Entwicklung, die am Anfang unvor­stellbar war. Ich finde gut, dass die Genossenschaft sich aktuell stärker konzentriert. Das haben wir schon in den Anfängen diskutiert: Kann und muss man wirklich überall hingehen? Was ist wirtschaftlich tragfähig? Aber das Wichtigste ist für mich die dezentrale Struktur, das Grundprinzip der Basisnähe. Davon dürft ihr niemals abrücken.

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