Besser leben in der Genossenschaft
Zum Tag der Genossenschaften am 3. Juli feiert die internationale Genossenschaft Oikocredit das Prinzip des solidarischen Wirtschaftens, der Kooperation und Gemeinschaft – und ihre erfolgreiche Zusammenarbeit mit Kooperativen weltweit.
Domingo Medina Zacharias ist Kaffeebauer im Hochland Guatemalas. Seit seinem 30. Lebensjahr ist er Mitglied der Kooperative Chajul. Ihr verdankt er es, dass er genug verdient, um mit seiner Familie über die Runden zu kommen. „Ich bekomme technische Unterstützung, die mir hilft, besser zu produzieren. Ich kann einen Kredit bekommen, um Setzlinge zu kaufen. Und die Kooperative zahlt einen guten Preis für den Kaffee“, sagt er. Unterstützung ist bitter nötig, denn kleine Anbauflächen, Pflanzenkrankheiten als Folge des Klimawandels und schwankende Kaffeepreise setzen den Produzent*innen im globalen Süden zu. 1.500 Kaffeebäuer*innen und andere Produzent*innen sind bei Chajul genossenschaftlich organisiert. Bei allen Arbeitsschritten von der Produktion bis zum Export wird darauf geachtet, dass es umweltschonend, wirtschaftlich und sozial gerecht zugeht.
Genossenschaften erweisen sich als nachhaltig, sind im Kern innovativ und grundsätzlich solidarisch. Das begründet ihre Erfolgsgeschichte. Die genossenschaftliche Organisationsform ist ebenso erprobt wie zukunftsweisend. Über eine Milliarde Menschen weltweit sind genossenschaftlich organisiert. Dennoch ist vielen Menschen nicht bekannt, was das bedeutet. Grund für die Vereinten Nationen, seit 1995 mit dem internationalen Tag der Genossenschaften auf das große Potenzial gemeinschaftlichen Handelns hinzuweisen. In diesem Jahr steht der Tag unter dem Motto „Gemeinsam besser wiederaufbauen“. Wie notwendig der Blick aufs Ganze innerhalb von Gesellschaften und im globalen Kontext ist, hat die Corona-Pandemie in den vergangenen Monaten deutlich vor Augen geführt.
Gemeinsame Ziele verbinden
Oikocredit ist eine der wenigen Genossenschaften, die international agieren, Chajul ist eine ihrer ältesten Partnerorganisationen. Gerade in der Pandemie hat sich Oikocredits Konzept der engen Zusammenarbeit über lokale Fachkräfte in 33 Ländern Afrikas, Asiens und Lateinamerikas bewährt. 150 der 544 Partnerorganisationen, mit denen die Entwicklungsgenossenschaft aktuell kooperiert, sind ihrerseits genossenschaftlich organisiert: landwirtschaftliche Kooperativen, Genossenschaften im fairen Handel und Finanzgenossenschaften, die wirtschaftlich benachteiligten Menschen sowie kleinen und mittleren Unternehmen Kredite, Sparkonten und Weiterbildung anbieten.
Genossenschaften im globalen Süden teilen schon vom Ansatz her die gleichen Ziele mit Oikocredit: Armutsbekämpfung, Gerechtigkeit, gegenseitige Unterstützung und nachhaltige Entwicklung voranzutreiben. Sie sind in den lokalen Gemeinschaften verankert, agieren dezentral mit demokratischen Strukturen und sind verpflichtet, ihren Mitgliedern zu nutzen, über finanziellen Gewinn hinaus. Konkret kann das heißen, dass sie zusätzlich zu ihrem Kerngeschäft Gesundheitsvorsorge, technische Unterstützung oder Weiterbildungen anbieten. Ähnlich wie es Domingo Medina Zacharias als Mitglied von Chajul erfährt. Da seine Genossenschaft ausschließlich hochwertigen Bio-Kaffee verarbeitet und vermarktet und schon 1992 nach Fairtrade-Standards zertifiziert wurde, profitieren ihre Mitglieder zudem von den Fairtrade-Prämien. Wie sie ausgegeben werden, entscheidet die Mitgliederversammlung.
Engagement mit Rückenwind
Dass sich Genossenschaften von konventionellen Unternehmensformen unterscheiden, hat sich in der Corona-Pandemie auch bei Oikocredit auf allen Ebenen gezeigt. Sofort wurde ein Corona-Solidaritätsfonds gegründet, Rückzahlungsfristen für Partner wurden, wo nötig, verlängert, das digitale Angebot an Schulung und Beratungen erweitert, die Betreuung intensiviert. Das alles mit Rückenwind: Der krisenfesten Loyalität ihrer Mitglieder.
Mehr über die Geschichte von Domingo Medina Zacharias erfahren Sie in diesem Artikel.
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